Warum wir uns duzen…
Einen Pfadfinder kann und konnte man ungeachtet seiner Stufe oder Position immer mit „Du“ anreden. Warum? Ähnlich wie bei der Kulft sollten damit Standesdünkel, Machtgefüge oder Status überwunden werden. Außerdem ignoriert die persönliche Ansprache Rollenmuster und soll direkt den Menschen hinter seiner Maske hervorholen.
Diese Praxis war einst ein Affront und ich kann mich an meine Anfangszeit erinnern, da mir das sehr schwer fiel. Und ich habe den Eindruck, dass es aktuell Jugendlichen leichter fällt. Also ein Erfolg der Methode? Heute quatscht uns jeder Radiosender, Handyverkäufer oder Zufallsbekanntschaft gleich vertraulich an, dadurch ist vielleicht auch der Kontrast verschwunden. Das ist insofern bedauerlich, weil wir als Pfadfinder deshalb einen Vertrauensraum verloren haben.
Und es illustriert sehr schön den Bedeutungswandel von Formen, Traditionen und Konventionen. Was einst innovativ war, kann heute konservativ sein. Dieses Dilemma teilen wir meines Erachtens mit den studentischen Burschenschaften.
Ach – kurze Anmerkung zum Thema: „aber im Englischen gibt es da nur ein Personalpronom“ Einstmals gab es zwei englische Wörter in der zweiten Person Singular: thou – Du bzw. you – Sie. Insofern siezen sich heute alle Anglophoniker.
In diesem Sinne,
Wd
Martin